Gabriela Moyseowicz

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www.gabriela-moyseowicz.de/

Werke bei Ries & Erler:

Klaviersonaten Nr. 3 und Nr. 6 für Klavier

Rapsod Nr. 1, 2 und 3 für Klavier

Concatenatio-Sonate Nr. 8 für Klavier

Deux Caprices für Violine solo

Passacaglia für Violine solo

Sonata Polska für Violine und Klavier

Zwei Kanzonen für Viola da gamba solo

Chaconne für Violoncello solo

Marche Funèbre für Violoncello und Klavier

Discours avec Madame Steingroever für Flöte und Klavier

Media Vita für Sprecher (Bass), Sopran, zwei Violinen und Violoncello

Memento Mori für Streicher, Trompete, Posaune und zwei Klaviere (und gemischten Chor)

Stabat Mater für Soli, Chor und Orchester

Alleluja für dreistimmigen Chor

Pater Noster für gemischten Chor

Ave Maria für zwei gemischte Chöre a cappella

Ouvertüre „Ludwig van Beethoven“ für Orchester

Biografie:

Als Gabriela Moyseowicz 1957 die Uraufführung ihrer ersten, größeren Komposition an der Musikhochschule in Krakow erlebte, ein Konzert für zwei Klaviere, war sie gerade 13 Jahre alt. Nach dem Besuch eines Lyzeums für Musik, Schwerpunkt Klavierspiel, studierte sie and den Musikhochschulen in Krakow und Katowice und schloss ihre Studien in den Fächern Theorie, Dirigieren und Komposition mit dem Magister-Diplom(1967) ab. In der Zeit von 1967 bis 1947 erhielt sie mehrere staatliche Aufträge und trat seit 1960 in Konzerten als Solistin, auch mit eigenen Werken, auf.

Die kulturpolitisch hoffnungslose Situation zwang sie 1974 Polen zu verlassen, da sie nach dem Tod ihrer Mutter keine finanzielle und moralische Unterstützung mehr hatte.

Seitdem lebt sie in Berlin und arbeitet als Organistin, Chorleiterin und Pädagogin. Ihr kompositorisches Schaffen ist umfangreich und vielfältig. Es sind Werke für Orchester, Chor und Kammermusik – Ensembles und Solo-Instrumente. Uraufführungen fanden sowohl im Rundfunk als auch in öffentlichen Konzerten statt.

Exemplifikation eigener Ästhetik auf der Grundlage des „2. Klavierkonzerts“ (Auszug)

Einer von vielen Gesichtspunkten, die in der heutigen Zeit als gültig erkannt werden, ist die Würdigung der Rolle der Individualität auf dem Gebiet des künstlerischen Schaffens. Daraus ergibt sich, dass die Rolle des Künstlers, eine eigene Konzeption zu entwickeln – sowohl im Bereich der Ausdrucksmittel sowie auch im Bereich ihres Inhalts, der mit ihrer Hilfe weitergegeben wird – anerkannt wird.

Dodekaphonie und Punktualismus sind mir vor allem deshalb fremd, weil sie mir als avantgardistisches System nicht mehr aktuell erscheinen und weil sie meiner Meinung nach keine Quellen der Inspiration darstellen. Sie waren eine Übergangsetappe im Befreiungsprozess von tonalem Denken und schufen die Grundlagen für eine vollkommen neue Behandlung des Klangmaterials.

Diese Systeme, wie auch die anderen parallel auftretenden Richtungen, waren aktuell in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts. Damals war ihre Anwendung auch berechtigt. Ihr Gebrauch in der Gegenwart stellt eine Gefahr insofern dar, als sie eine Vermehrung der Werke, die von Komposition dieser Richtung geschrieben wurden, bedeutet. Man muss die Tatsache berücksichtigen, dass mit neuen Techniken auch neue Inhalte erschienen sind – mechanische Annahme der gegebenen Technik impliziert die Übernahme der ihr eigenen Ästhetik – was in summa zum Epigonentum führt.

Meiner Meinung nach sind die oben erwähnten Richtungen als Glieder einer Kette in der historischen Entwicklung der Musik behandelt worden und müssen als ihr Ausgangspunkt erkannt werden. Die scheinbare Ausdehnung ihrer Ausdrucksmittel, die die Postdodekaphonie und ihr nahe stehende Richtungen einführt, löst das Problem nicht.

Jeder Schöpfer muss eine eigene künstlerische Intuition haben – im wahrsten Sinne des Wortes – deren Folge eine entsprechende Selektion und adäquate Benutzung der Ausdrucksmittel ist.

Ich bin davon überzeugt, dass eine Komposition eine Integration gehörter Ausdrücke höchsten Grades, ihre Sublimierung, Umformung und Entfaltung sein muss, und keine fast wortwörtliche Transposition.

Ich persönlich eliminiere außerinstrumentale Effekte sowie die sogenannte Präparierung von Instrumenten. An Stelle dieser Art Konkreta benutze ich Illusion in Gestalt unkonkreter Farben und schwer zu identifizierenden Höhen. Ich erziele diese Eindrücke durch spezifische Klangfolgen.

Jedoch erst die Chronaksja (polnisch) – Ausdruck aus der Kybernetik, der Zeit bedeutet – dieser Art von Klangerscheinungen bestimmt die Epitasis der Komposition, und irgendein nicht fassbarer, enigmatischer Koeffizient – N o u m e n o n im Sinne Kants – gibt ihr den Rang eines Kunstwerkes.

Für den Künstler ist die innere Überzeugung und die Gewissheit der Richtigkeit des von ihm eingenommenen Standpunktes das subjektive Kriterium, das er sich auf dem richtigen künstlerischen Weg befindet.

Das künstlerische Schaffen darf nicht durch die Haltung der Adressaten determiniert werden, für die jedes Novum fremd und nicht kommunikativ ist. Dennoch ist die Einführung neuer Werte das sine qua non der echten Kunst.

Dieses Problem werfe ich als Beispiel nur skizzenhaft auf, im übrigen decken sich meine Ansichten in meritum der Aufgabe mit dem Satz von Lindsay Anderson: „Wenn sich jemand als Künstler fühlt und nicht prätentiös sein will, definiert er seine Philosophie durch die Art und Weise, wie er schöpferisch tätig ist.“