v.l.n.r: Franz Ries, Robert Ries, Waltraud Ries,

Ingrid Meurer (geb. Ries), Andreas Meurer, Franz Ries

Verlagsgeschichte

Am 1. Juli 1881 gründete Franz Ries (Violinvirtuose, Komponist, Konzertveranstalter, Königlich Sächsischer Hofmusikalienhändler und Verleger) mit Hermann Erler (Autor, Komponist und Verleger) in Berlin den Musikverlag Ries & Erler. Das gute Einvernehmen zwischen den beiden Kompagnons zeigte sich bereits bei der Entscheidung des Verlagnamens: Um diesen festzulegen wurde die Tochter Hermann Erlers gebeten zwei Zettel mit den Namen “Erler” und “Ries” in einen Hut zu legen. Der Name “Ries” wurde zuerst gezogen, so dass sich der Verlagsname Ries & Erler ergab.

Übernahme traditionsreicher Verlage und Erweiterung des Verlagsprogramms

Der Erwerb der Oper “Ännchen von Tharau” von Heinrich Hofmann und die Komposition “Circus Renz-Gavotte” von Hermann Fliege brachten dem Verlag erste Erfolge. Franz Ries, der als Sohn des Berliner Konzertmeisters Hubert Ries und als Neffe des Beethovenschülers und -freundes Ferdinand Ries aus einer Musikerfamilie kam, steuerte als Komponist auch eigene Werke wie “Perpetuum mobile” und später “La Capricciosa” bei, die heute noch beliebte Vortragsstücke für Violine sind. Durch Ankauf der Verlage M. Schloß, Köln, Voigt, Kassel, E.F. Hientzsch, Breslau und die Übernahme von R. Sulzer und Jatho, Berlin wurde das Verlagsprogramm stetig erweitert.

Weiterführung der Tradition und neue Akzente

1924 – 1942: Robert Ries, Sohn von Franz Ries, übernimmt den Verlag

Nach dem Tode Hermann Erlers führte Franz Ries den Verlag allein weiter und erwarb die Rechte an den Werken von Walter Braunfels, S. v. Hausegger, Engelbert Humperdinck, Hugo Kaun (“Sir John Falstaff”), Hans Pfitzner (Musik zu “Käthchen von Heilbronn”, Lieder, Chorwerke) und E.N.v. Reznicek (Sinfonische Suite). Die Herausgabe des bis heute international anerkannten Studienwerkes für Violine von Carl Flesch zeigte die besondere Fachkenntnis des Verlegers Franz Ries.

Als sich im Jahre 1924 Franz Ries nach 43jähriger erfolgreicher Tätigkeit aus dem Verlag zurückzog, übergab er die Geschäftsführung seinem Sohn Dr. phil. Robert Ries. Die Tradition des Verlages wurde von ihm durch die Herausgabe von Erstveröffentlichungen zeitgenössischer Komponisten weitergeführt: Theodor Berger (Streichquartett, “Rondino giocoso”), Harald Genzmer (Konzert für Trautonium und Orchester Nr.1, Erste Sonate für Flöte und Klavier), Walter Jentsch, Mark Lothar (“Kleine Theater-Suite” und Oper “Till”), Heinz Schubert, Karl Heinz Taubert, Heinz Tiessen (Hamlet-Suite, Amsel-Septett) und Grete von Zieritz (Japanische Lieder, Bilder vom Jahrmarkt). Ein weiterer verlegerischer Erfolg war die von Richard Klemm und Carl Weymar für Streichquartett bzw. Streichorchester Einrichtung von J.S. Bach’s “Die Kunst der Fuge”.Einen neuen Akzent erhielt das Verlagsprogramm Ende der 20er Jahre durch Inverlagnahme von Werken aus dem Bereich der Konzertanten Unterhaltungsmusik.

Neben seinen Aufgaben als Verleger übernahm Robert Ries ehrenamtliche Tätigkeiten im Aufsichtsrat der GEMA und im Vorstand des Deutschen Musikalien-Verleger-Vereins. Der Ausbau der Versorgungskasse der GEMA sowie die Gründung der Versorgungsstiftung der Deutschen Musikverleger gehören zu seinen besonderen Verdiensten.


Schwierige Zeiten und Wiederaufbau des Unternehmens

1942-1968: Nach dem Tod von Robert Ries werden seine Töchter, Waltraud und Ingrid,  Inhaber des Verlags

Als Robert Ries am 11. Januar 1942 starb, wurden seine beiden Töchter Waltraud und Ingrid Inhaber des Verlages. Aufgrund ihres jungen Alters lag die Geschäftsführung zunächst in den Händen von bewährten Mitarbeitern der Firma unter Aufsicht des Musikverlegers Edgar Bielefeldt, der dem Hause Ries & Erler freundschaftlich verbunden war. Waltraud Ries gab ihre Pläne für ein Studium auf und absolvierte eine Ausbildung als Musikalienhändlerin, um den Verlag baldmöglichst selbständig leiten zu können.

Kurz vor Ende des Krieges wurden am 1. Mai 1945 die Geschäftsräume des Verlages Ries & Erler am Kurfürstendamm 22 im Verlauf der Kämpfe in Berlin zerstört, wobei der größte Teil der Unterlagen über das bisherige Verlagsschaffen verlorenging.

Nach Erteilung der Lizenz durch die Militärregierung Deutschland im Jahre 1948 begann Waltraud Ries als Geschäftsführerin unter großem persönlichen Einsatz mit dem Wiederaufbau des Unternehmens. In dieser schwierigen Phase stand zunächst der Nachdruck von gefragten Werken aus dem Bereich der Unterrichtsliteratur, der Sinfonischen Musik sowie der Instrumental- und Vokalmusik im Vordergrund.

In der Folgezeit wurde durch Inverlagnahme neuer Werke u.a. von Erwin Dressel (Konzert für Klarinette, “Partita” für Saxophon und Klavier), Werner Eisbrenner, Friedrich Metzler(Zweite Sinfonie”, Franz Reinl (Mixtum compositum für Orchester) diese Richtung fortgeführt.

Auf dem Gebiet der Unterhaltungsmusik fand das Verlagsprogramm, nicht zuletzt durch die Übernahme des Musikverlages Wilke & Co. Berlin, eine erhebliche Erweiterung. Neben Neuerscheinungen – u.a. Kompositionen von Hans Bund, Hanns Kallies, Edmund Kötscher und Willi Löffler – wurden auch bereits bewährte Titel z.B. von Jo Knümann und Josef Rixner in neuen Arrangements herausgebracht.


Erhaltung des Verlags und der Kontakte zu vielen Komponisten und Interpreten

1968-1997: Nach dem Tod von Waltraud Ries übernimmt ihre Schwester Ingrid Meurer, geb. Ries, die Geschäftsführung

Nach dem Tode von Waltraud Ries übernahm die bisherige Mitinhaberin des Verlages, Ingrid Meurer, geb. Ries , die Geschäftsführung. Obwohl nicht vom Fach, gelang es ihr den Verlag zu erhalten und durch die Unterstützung eines kompetenten Mitarbeiterteams den Verlag in die nächste Generation zu übergeben.


Viele neue Repertoireakzente

1997 bis heute: Andreas Meurer, Sohn von Ingrid Meurer, wird Inhaber des Verlags

Andreas Meurer, Sohn von Ingrid Meurer, trat 1979 in die Firma ein, wurde 1985 Prokurist und übernahm 1997 den Verlag. Unter seiner Leitung wurde 1993 die zeitgenössische E-Musik der Edition Corona, Berlin in den Verlag integriert und Anfang 1997 der traditionsreiche Berliner Musikverlag Hermann Löffler übernommen. Schwerpunkte der gegenwärtigen Verlagsproduktion sind weiterhin die Herausgabe von zeitgenössischer Ernster Musik und Unterrichtswerken:  Neubearbeitung des Skalensystems von Carl Flesch oder auch die in den 90er Jahren editierten Unterrichtswerke für Violine von Zakhar Bron und Ramin Entezami. Ergänzt wird das Verlagsrepertoire in den letzen Jahren vor allem im Bereich Stummfilmmusik, Sinfonik des 19. Jahrhunderts sowie Musik für Kinder- und Familienkonzerte. Andreas Meurer übernimmt zudem ehrenamtliche Tätigkeiten bei der GEMA, der VG Musikedition und beim Deutschen Musikverlegerverband.

Zum Unternehmensprofil

Seit Februar 2013 ist Caroline Helms (geb. Meurer), Tochter von Andreas Meurer, im Verlag als Assistenz der Geschäftsführung sowie für den PR-Bereich tätig. 2014 wurde das Label des Musikverlags Rime Records gegründet, um der Öffentlichkeit ausgewählte Werke seines Verlagsprogramms – zusätzlich zu den Notenausgaben – auch als Audio zugänglich zu machen und gleichzeitig den Komponisten und Autoren eine weitere Veröffentlichungsmöglichkeit zu bieten. Im Mai 2017 eröffnete Ries & Erler eine zweite Depandance in Form eines Ladenbüros in Berlin Charlottenburg.

Im Juli 2018 wurde der Sonat-Verlag eine Edition von Ries & Erler. Dadurch erweiterte der Verlag Ries & Erler seinen Bereich Chor- und Orgelmusik ungemein (um ca. 2000 Notenausgaben).

Ries & Erler ist ein traditionsbewusstes Familienunternehmen mit weltweiten Kontakten, Offenheit für Visionen und  breitgefächertem Verlagsprogramm – von zeitgenössischer Instrumental- und Orchestermusik, über Stummfilmmusik, Unterrichtswerke, Musik für Kinder- und Familienkonzerte bis hin zu Opernraritäten.